Jahresthema Vertrauen

Die Idee: Gesellschaftlich wichtige Themen und ihre Bezüge zur Wirtschaft und zum Alltagsleben stehen im Vordergrund des neuen Angebots von SÜDKURIER und Industrie- und Handelskammer.

Menschen wollen Vertrauen, denn Vertrauen entlastet. Vertrauen vereinfacht und beschleunigt Entscheidungen und gibt Sicherheit. Entscheidungssicherheit ist in einer immer komplexer werdenden Welt ein wichtiges Gut. Wie relevant ist das Thema Vertrauen in der Wirtschaft? Und in welchen Bereichen spielt Vertrauen eine große Rolle auch für den Erfolg? Das Thema „Vertrauen in der Wirtschaft“ beleuchtet Jörg-Peter Rau, Leiter der SÜDKURIER Lokalredaktion Konstanz, in der Veranstaltungsreihe „Überraschende Perspektiven“ in Kooperation mit der IHK Hochrhein-Bodensee. Dazu eingeladen sind Experten, die im Gespräch zu ihrem jeweiligen Fachgebiet Auskunft geben.

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Sommerhighlight: Überraschende Perspektiven Open Air

04.07.17 | 19:00 Uhr

Alles eine Vertrauenssache

Konstanz – Ohne Vertrauen geht es nicht. Marken müssen halten, was sie versprechen. Vorgesetzte müssen ihren Mitarbeitern mehr als Wertschätzung entgegenbringen. Belegschaften funktionieren nur, wenn das Klima stimmt. Und Menschen können ohne Vertrauensvorschuss nichts zusammen auf die Beine stellen – denn Misstrauen und Angst sind alles, aber nicht produktiv. Das sind einige wenige von vielen Erkenntnissen, die die Besucher der neuen Reihe „Überraschende Perspektiven“ seit Oktober vergangenen Jahres gewinnen konnten. Erklärt haben ihnen das ausgewiesene Experten aus der Wirtschaft, aus der Kommunikation und aus der psychologischen Forschung. Am Dienstag, 4. Juli, beenden SÜDKURIER und Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee den ersten Zyklus der gemeinsam veranstalteten Gesprächsreihe.

Zum Abschluss laden die beiden Veranstalter zu einem Apéro auf die Dachterrasse des Bodenseeforums. Zum Auftakt beleuchten IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx und Moderator Jörg-Peter Rau, Regionalleiter Bodensee-West beim SÜDKURIER-Medienhaus, die Kernthesen aus den drei vorhergegangenen Gesprächsabenden. Im Zwiegespräch entwickeln sie, welche überraschenden Perspektiven jenseits des über dem Seerhein gelegenen Schauplatzes die Reihe den Besuchern übermittelte.

Im zweiten Teil des Abends greifen Jörg-Peter Rau und Torsten Geiling, der stellvertretende Chefredakteur des SÜDKURIER, ein Thema auf, das bei den drei vergangenen Abenden immer wieder angesprochen wurde: das Vertrauen in Medien. Mehrfach hatten Besucher der „Überraschenden Perspektiven“ dazu Fragen gestellt. „Darauf gehen wir gerne ein – gerade in Zeiten von Fake News und Facebook-Filterblasen sind professionell recherchierte Informationen wichtiger denn je“, sagt Torsten Geiling. Wenn Medien insgesamt zunehmendem Misstrauen ausgesetzt seien, bedeute dies auch für unser Gemeinwesen ein großes Risiko.

Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx freut sich über den Abschlussabend der „Überraschenden Perspektiven“. Die Veranstaltungsreihe hatte sehr dazu beigetragen, den neuen Hauptsitz der Industrie- und Handelskammer zum Ort gesellschaftlich bedeutsamer Diskussionen und zum Marktplatz von Meinungen zu machen. Die Tatsache, dass viele der Premierengäste vom 4. Oktober auch die anderen Termine der Reihe wahrnahmen, zeige ihm, dass das Interesse am Thema Vertrauen wie auch am persönlichen Austausch nach dem Podiumsgespräch groß ist. „Diese Reihe nun auf unserer Dachterrasse locker ausklingen zu lassen, soll auch ein Dankeschön sein an alle, die diesen Erfolg möglich gemacht haben“, so Marx.

Der Abend

Der erste Zyklus bei „Überraschende Perspektiven“, der gemeinsamen Veranstaltungsreihe von Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee und SÜDKURIER Medienhaus, endet mit der Abschlussveranstaltung am Dienstag, 4. Juli, um 19 Uhr. Moderator Jörg-Peter Rau spricht im neuen Hauptsitz der IHK in der Reichenaustraße 21 in Konstanz (Bodenseeforum) mit IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx und Torsten Geiling, stellvertretender Chefredakteur des SÜDKURIER. Der Eintritt ist wie immer frei, eine Anmeldung aber erforderlich (siehe Anmeldeformular oben).

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Vertrauen am Arbeitsplatz: Welcher Führungsstil ist der richtige?

02.05.17 | 19:00 Uhr

Warum Wertschätzung im Beruf so wichtig ist und was Vorgesetzte in Zeiten des Wandels leisten sollen

Zwei Experten diskutieren Top-Thema der Arbeitswelt:

Konstanz – Ob Chefin oder Mitarbeiter, eines ist für Claudia Rewitz schon einmal klar: „Vertrauen entsteht nur in der Wechselwirkung, Vertrauen kann nie in einzelner Mensch gestalten.“ Es gehören also immer mindestens zwei dazu, wenn es um das große Wort Vertrauen geht. Nicht, nur, aber auch am Arbeitsplatz, sagt die Diplom-Psychologin, die auf 15 Jahre Erfahrung als Selbststände in der Beratung zurückblickt. Und in dieser Zeit hat sie auch festgestellt: Über Vertrauen wird in Unternehmen heute viel mehr gesprochen als früher. Weil weniger Vertrauen da ist? Weil mehr Vertrauen erwartet wird? Vor allem, sagt Rewitz, weil die Zeiten unsicher geworden sind.

 

Kein Unternehmen, erklärt Rewitz in ihren Büro auf der Insel Reichenau, kann sich dem globalen Wettbewerb noch entziehen – und damit auch kein Mitarbeiter dieses Unternehmens. Sei es, dass die Produktion an einem anderen Standort billiger ist. Sei es, dass ein Anbieter aus dem Ausland eine Dienstleistung günstiger anbietet. Sei es, dass Arbeitssuchende von woanders um den eigenen Job konkurrieren. Diese Globalisierung, hat Rewitz beobachtet, „überfordert viele, denn man muss sich doch eingestehen, dass sie nicht kontrollierbar ist“.

 

Thomas Conrady weiß genau, wovon Claudia Rewitz spricht. Er ist Geschäftsführer von Cowa, einem Gebäudedienstleister mit etwa 3500 Mitarbeitern an vielen Standorten. Der Hauptsitz ist in Gottmadingen im Hegau, und Conrady weiß, wie schnell sich Märkte bewegen können. Mitarbeiter, ist seine Überzeugung, müssen sich in solchen Situationen auf ihre Arbeitgeber verlassen können; der Geschäftsführer sagt, er strebe möglichst dauerhafte Arbeitsverhältnisse mit einem auskömmlichen Stellenumfang an. Dafür, fordert er, müssen sich aber auch die Unternehmen auf ihre Mitarbeiter verlassen können. Dass sie Veränderungen mittragen und zum Dazulernen bereit sind.

 

Besonders gefordert sind Führungskräfte in Zeiten der Veränderung. Was sich nach einer Binsenweisheit anhört, ist in Wirklichkeit die größte Herausforderung in einem Unternehmen, sagt Claudia Rewitz. Sie begleitet als Coach Führungskräfte oder als Beraterin auch ganze Organisationen durch stürmische Zeiten, und ein großes Risiko für ein Scheitern sieht sie immer wieder: „Desinformation ist extrem gefährlich“, sagt sie. Wer das Gefühl hat, dass die übergeordnete Hierarchiestufe Informationen zurückhält, werde kaum Vertrauen aufbauen können. Sie ermutigt Vorgesetzte ausdrücklich, keine Allmachtsfantasien an den Tag zu legen und auch den Mitarbeitern nicht zu vermitteln, sie hätten das offenkundig Unkontrollierbare stets unter Kontrolle: „Es schaden nicht, wenn eine Führungskraft auch zeigt, wo ihre Handlungsspielräume enden“, so ihr Ratschlag.

 

Mitarbeiter an Prozessen zu beteiligen, das halten Thomas Conrady und Claudia Rewitz gleichermaßen für wichtig. Die Beraterin spricht von einer „klassischen psychologischen Kaskade: viel Kontrolle, viel Angst, wenig Vertrauen.“ Der Praktiker nennt es „eine gute und ehrliche Zusammenarbeit“. Gemeinsam sind sie am Dienstag, 2. Mai, in der Veranstaltungsreihe „Überraschende Perspektiven“ von Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee und SÜDKURIER zu Gast. Beginn ist um 19 Uhr im neuen Hauptgebäude der IHK in der Konstanzer Reichenaustraße 21.

Konstanz – Was hat Sauberkeit am Arbeitsplatz mit dem Thema Vertrauen zu tun? Auch diese Frage wurde den zahlreichen Besuchern der dritten Ausgabe von „Überraschende Perspektiven“ in den Räumen der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Bodenseeforum beantwortet. Zur gemeinsamen Veranstaltung von SÜDKURIER und IHK waren diesmal Claudia Rewitz, Diplom-Psychologin und Inhaberin des Reichenauer Beratungsunternehmens Novia und Thomas Conrady, Präsident der IHK Hochrhein Bodensee und Chef der Dienstleistungsfirma Cowa in Gottmadingen, eingeladen. Die Moderation übernahm Jörg-Peter Rau, Leiter der SÜDKURIER-Redaktion Konstanz.

 

Es war Claudia Rewitz, die den Bogen spannte: Von Vertrauen über Kontrolle bis zur Sauberkeit. „Jeder hat ein anderes Verständnis von Sauberkeit am Arbeitsplatz“, erläuterte sie. Die müsse aber nicht zwanghaft kontrolliert werden. „Meistens geht es schlicht um die richtige Absprache.“ Überhaupt ist die Kommunikation mit- statt übereinander heute wichtiger denn je, um ein Vertrauenverhältnis innerhalb eines Unternehmens zu schaffen. „Das Wir-Thema ist das entscheidende, auch in großen Konzernen“, beschrieb Thomas Conrady die Abkehr vom Prinzip der Absprachen im kleinen Kreis – auch wenn die klassische Klausurtagung ihre Berechtigung habe. Claudia Rewitz fand klarere Worte: „Das stille Kämmerlein ist out.“

 

Das Vertrauen zwischen Führungskräften und Mitarbeitern kann heute viel leichter erschüttert werden. Man denke an die gegenseitige Überprüfbarkeit durch das Internet und die sozialen Medien. Die logische Konsequenz laut Claudia Rewitz: „Der Machtvorsprung innerhalb eines Unternehmens ist niedriger, Wissen allein ist nicht mehr Macht.“ Umso wichtiger sei es für einen modernen Betrieb, auf Transparenz zu setzen.

 

Dazu gehört, auch als Führungskraft zu seinen Fehlern zu stehen. Conrady berichtet von seinen Anfängen als Chef und räumt ein: „Leicht gefallen sind mir Eingeständnisse von Fehlern in jungen Jahren nicht, aber ich musste es schnell lernen.“ Was aber, wenn schwere Fehler geschehen, wenn Vertrauen am Arbeitsplatz verloren geht? Auch hier hilft laut Thomas Conrady vor allem eines: reden, und zwar miteinander. „Es sei denn, die Grundfeste des Unternehmens wurden erschüttert.“ Dann müsse man auch bereit für einen klaren Schnitt sein. Es spricht der Unternehmer: „Auch wir haben Wechsel erlebt, auch wir entlassen Mitarbeiter und natürlich hinterfragt man das.“

 

Dem Dreier-Gespräch zwischen Beraterin, Unternehmens-Chef und Moderator schloss sich dann eine Fragerunde an. Besonderes Interesse fand das Podium an der Bedeutung des Whistleblowings, also des Weitertragens von Firmeninterna. Claudia Rewitz sieht darin „die letzte Möglichkeit, um illegale Aktivitäten innerhalb einer Firma zu bekämpfen.“ Ansonsten aber gelte: „Anschwärzen geht gar nicht“ oder mit den Worten von Thomas Conrady: „Schmutzige Wäsche sollte man zuhause waschen.“ Es bleibt dabei: Sauberkeit und Vertrauen gehören irgendwie zusammen

Drehort Konstanz Veranstaltung
Vertrauen beim Kunden – Welchen Sinn stiftet eine Marke?

Konstanz – Die Doppeldeutigkeit ist bewusst gewählt. „Mehr Konstanz im Leben“, so steht es in Zeitungsanzeigen, auf Plakaten und auf den großen roten Bussen. Konstanz, das ist einerseits die Stadt, um die es geht und in der das werbende Unternehmen tätig ist. Konstanz, das bedeutet aber auch Beständigkeit, Verlässlichkeit, Risikominimierung. Dazu kommen Bilder von Menschen wie du und ich: Bürger oder Geschäftsleute aus Konstanz (erste Silbe betont), die auf Konstanz setzen (wahlweise erste oder zweite Silbe betont).

Wenn man mit Jens Schröder und Achim Günter spricht, wird schnell klar: Auf diesen Spruch „Mehr Konstanz im Leben“ sind die beiden ziemlich stolz. Die Geschäftsführer der Konstanzer Agentur Vergissmeinnicht sind am Dienstag, 7. Februar, um 19 Uhr die nächsten Gäste in der Gesprächsreihe „Überraschende Perspektiven“ von IHK und SÜDKURIER im neuen Konstanzer Domizil der Industrie- und Handelskammer

Konstanz – Eine wichtige Erkenntnis erfolgte gleich zu Anfang: Nicht nur Unternehmen oder deren Produkte sind Marken, sondern jeder für sich ist eine Marke. So spannte Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee, gleich zu Beginn den thematischen Bogen über den zweiten Abend der Reihe „Überraschende Perspektiven“ von SÜDKURIER und IHK. Das war tatsächlich eine überraschende Perspektive, und die Gesprächsgäste des Abends, Jens Schröder und Achim Günter von der Konstanzer Agentur Vergissmeinnicht, fügten während der Veranstaltung noch viele weitere hinzu.

Das Thema war für Unternehmer wie Konsumenten spannend – es ging um Marken, um das Vertrauen der Kunden in sie und um die Frage, wie Werbung und Kommunikation Marken bekannter oder erfolgreicher machen. Das sorgte für großes Interesse: Auch nachdem die rund 70 Sitzplätze belegt waren, kamen immer noch Gäste in den IHK-Teil des Bodenseeforums und verfolgten das Gespräch teils im Stehen.

Das Gespräch blieb stets beim Thema und wurde oft konkret. Achim Günter kam in manchen Fragen sehr schnell auf den Punkt, sein Kollege Jens Schröder ergänzte – oder andersherum. Keine ganz einfache Aufgabe für SÜDKURIER-Regionalleiter Jörg-Peter Rau, der als Moderator nicht nur auf der Bühne in der Mitte saß, sondern auch zwischen zwei ganz unterschiedlichen Gesprächspartnern zu vermitteln hatte und zugleich hartnäckig – und meist auch erfolgreich – auf ganz konkrete Antworten drängte.

Spannend wurde der Abend, als die beiden Agentur-Geschäftsführer von ihren ungewöhnlichen Methoden erzählten. Da wurde der Anspruch der Kreativität, den Schröder und Günter immer wieder betonten, dann ganz deutlich. Wenn es darum geht, Ideen zu sammeln oder Einschätzungen zu gewinnnen, lassen die beiden ihre Kunden oder deren Mitarbeiter schon mal mit Legosteinen spielen. Die Ergebnisse und die Erläuterungen dazu, so Schröder, seien oft aussagekräftiger als viele Bilder auf Flipcharts.

Aufmerken ließ auch, was Günter und Schröder über den Wert von Geschichten erzählten. Verbraucher, sagten sie, kauften nicht nur ein Produkt, sondern oft auch ein Lebensgefühl oder eine Geschichte, die sie interessiere oder fasziniere. Hier kam dann auch die zweite besondere Fähigkeit der Talk-Gäste ins Spiel: Ihre Agentur setzt nach eigenen Angaben auf Neuromarketing. Die Methode soll dafür sorgen, dass aus einer Flut von tausenden Marken und Werbebotschaften täglich eine bestimmte im Kopf bleibt. Wie das ganz konkret funktioniert, wollten die beiden Talk-Gäste allerdings nicht verraten.

Werbung sei keine Manipulation, hielten sie auf eine ensprechende Frage dem Moderator entgegen. Kunden seien stets frei, ihre Kaufentscheidungen zu treffen. Und überhaupt: Kommunikation werde gegenüber klassischer Werbung immer wichtiger. All das helfe aber nicht, wenn eine Marke nicht glaubwürdig sei und in der ganzen Belegschaft auch mitgetragen werde. Besonders appellierte Schröder dabei an die Führungskräfte. Wenn sie das Vertrauen in Marken zerstörten, hätten auch viele Mitarbeiter zu leiden, erläuterte er am Beispiel Volkswagen.

Und ist eine Marke nun eine Stütze oder eher ein einengendes Korsett? In Achim Günters Augen ist es eher eine Erleichterung, wenn die Abgrenzung einer Marke für Unternehmen auch bedeute, dass sie bestimmte Dinge nicht tun dürfen oder sollten. Und: Auch kleine Betriebe oder Handwerker seien gut beraten, sich über den Kern und die Positionierung ihrer Marke Gedanken zu machen. Denn, da stimmten Schröder und Günter Claudius Marx zu, auch jede einzelne Person ist eine Marke.

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Was ist Vertrauen?

Den Auftakt macht ein Gespräch mit dem Konstanzer Psychologen Ulrich Dehner, er eröffnet den ersten Zyklus von Überraschende Perspektiven, der unter dem Motto Vertrauen steht. Noch bevor das Bodenseeforum als städtisches Tagungs- und Veranstaltungshaus eröffnet wird, kommt der Unternehmer, Berater und mehrfache Autor am Dienstag, 4. Oktober, um 19.30 Uhr an den Drehort, die Veranstaltung ist offen für alle Interessenten.

Vertrauen ist für Dehner gewissermaßen die eigene Geschäftsgrundlage: Wenn er Führungskräfte begleitet, weiterbildet und unterstützt – und das bedeutet Coaching –, geht das nur, „wenn sie mir tatsächlich vertrauen“. Von selbst entsteht das nicht, sagt Dehner, „ich muss jedes Mal ein tragfähiges Arbeitsbündnis herstellen“. Aber wie gelingt es ihm, dass sich sein Gegenüber öffnet? In Seminaren startet er dazu mit einer Übung. Jeder stellt sich hinter seinen Stuhl und schlüpft in die Rolle des eigenen besten Freundes. Der soll dann erzählen, was das für ein Mensch ist, der auf dem Stuhl sitzt. Mit Stärken und Schwächen. Und das funktioniert? „Die Ergebnisse sind erstaunlich“, sagt Ulrich Dehner.

Vertrauen und Misstrauen, Hoffen auf Verständnis und Angst vor Beschämung, Offenheit und Kontrollverlust: Wenn Dehner zwischen diesen Polen arbeitet, steigt er weitaus tiefer ein als mit einer Kennenlernübung. Dehner, der als Unternehmer sein Geld mit Beratung verdient, ist zugleich Forscher. Immer wieder verfeinert er seine Methoden und Ansätze, gerade eben hat er ein neues Verfahren einmal mehr dem Praxistest unterzogen: Introvision, entwickelt von pädagogischen Psychologen der Universität Hamburg. „Die Kunst, ohne Stress zu leben“, nicht weniger verspricht Dehner ein einem Buch zum Thema, das 2015 erschienen ist.

Das Thema Vertrauen begegnet ihm aber auch über seine eigenen Arbeitsbeziehungen hinaus. Vertrauen, ist Dehner überzeugt, ist die wichtigste Grundlage für erfolgreiches Wirtschaften. Ob unter Kollegen, zwischen Führungskräften und ihren Mitarbeitern oder gegenüber Kunden, Lieferanten, Gesellschaftern oder Aktionären; ob in Veränderungsprozessen, in Krisen oder hektischen Phasen: Wenn Misstrauen herrscht, kommt nichts Gutes dabei heraus, sagt Dehner. Voraussetzung ist für ihn, dass sich die Menschen selbst vertrauen, eine Bindung zu sich selbst haben und auf dieser Grundlage Bindungen zu anderen herstellen können. Und wenn das nicht klappt? „Kurzfristig kann man durchaus Erfolge haben, wenn man Leute abzockt“, sagt Dehner, „aber dann braucht man ständig neue.“

Konstanz (ebr) Wenn Wirtschaftsbosse Entscheidungen treffen, stellt man sich das so vor: Sie wälzen Statistiken, hören sich Einschätzungen an und grübeln. Und so können sie dann am Ende so richtig rational, nüchtern und total faktenbasiert entscheiden. Tun sie aber nicht. Sicher, sie wälzen Statistiken, hören Einschätzungen und grübeln, das schon; aber am Ende kommt etwas zum Tragen, das, wie bei allen Entscheidungen, eine mindestens ebenso große Rolle spielt, meint der Konstanzer Psychologe Ulrich Dehner: „Selbst Wirtschaftsentscheidungen werden letztlich mit dem Bauch getroffen.“ Erstaunliche Erkenntnisse wie diese bot der Premierenabend des Talkformats „Überraschende Perspektiven“, das die IHK und der SÜDKURIER am Dienstagabend im neuen IHK-Gebäude am See­rhein, dem Bodensee-Forum, gestartet haben. Den Auftakt machte Ulrich Dehner, der Führungskräfte coacht und mehrere Bücher über seine Arbeit geschrieben hat. Mit Jörg-Peter Rau, Chef der Konstanzer SÜDKURIER-Lokalredaktion und Regionalleiter, sprach er über psychologische Phänomene und Abläufe, die das persönliche und das Wirtschaftsleben beeinflussen. Und über Vertrauen – denn so lautet das Jahresmotto der Gesprächsreihe.

Immer wieder habe er es mit Führungskräften zu tun, die sich über mangelnde Eigeninitiative und zu wenig Kreativität von Mitarbeitern beklagten, sagte Dehner. „Wenn man sich dann ihren Führungsstil anschaut, sieht man, dass dieser oft autoritär ist.“ Dabei setze der Chef auf Kontrolle statt auf Vertrauen. Dann aber zögen sich Mitarbeiter auf das Angepasstsein zurück, statt kreativ zu sein. „Nicht umsonst geht es in Start-ups anders zu“, da gebe es welche „mit Pool-Billard und einem Masseur, damit es den Mitarbeitern optimal gut geht und sie ihre Kreativität einsetzen“. Wer Vertrauen gewähre, gebe Mitarbeitern die Möglichkeit, Selbstvertrauen zu bekommen. Dazu wiederum müssten diese immer wieder ihre „Komfortzone“ verlassen, die sich irgendwann bilde, sagte Dehner: „Denn darin findet keine Entwicklung mehr statt. Je öfter ich die Komfortzone verlasse, desto mehr Selbstvertrauen entsteht.“

Moderator Jörg-Peter Rau brachte Virtualität ins Spiel: Wie schwer ist es, im Internet Vertrauen aufzubauen und sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen? Wo doch bei Facebook Algorithmen dafür sorgten, „dass Sie mit Menschen verbunden werden, die genauso ticken wie Sie selbst“. Dehner stimmte zu: Gepostete Zustimmung bei Facebook „spricht unser Belohnungssystem an, das ist verführerisch, und dann setze ich mich mit anderen Meinungen nicht mehr auseinander“. Und beim Thema Vertrauen im Internethandel sei es bemerkenswert, dass Amazon nun anfangen wolle, Läden aufzumachen – für den vertrauensbildenden Auge-in-Auge-Kontakt. Das Thema Vertrauen im Internet fanden offenbar auch viele der rund 70 Zuhörer besonders spannend, etwa die Konstanzerin Helga Lerch: „Bei Facebook und Twitter geht Vertrauen verloren, da kann ich den Leuten nicht in die Augen sehen.“

Bei seiner Arbeit habe er im Übrigen den Eindruck, dass in Großkonzernen „sehr viel Vertrauen verspielt worden ist“, sagte Dehner. In den 80er-Jahren sei er noch vom Zugehörigkeitsgefühl vieler Angestellter überrascht gewesen. Diese Identifikation schwinde. „Oft kam das durch persönliche Erfahrungen, etwa, dass ein Mitarbeiter sich sagt: Das hätte ich meiner Firma nie zugetraut, so mit mir umzugehen.“ Oder Mitarbeiter erlebten, wie Fehlentscheidungen im Management getroffen würden – und während die Manager mit Millionenabfindungen gingen, müssten die kleinen Mitarbeiter die Suppe auslöffeln. Der Trend, in Spitzenpositionen nach relativ kurzer Zeit die Unternehmen zu wechseln, verstärke das: Wer als Manager verbrannte Erde hinterlasse, sehe sich von einer anderen Stelle aus dann später den Niedergang seiner ehemaligen Firma an und spreche davon, dass diese zu seiner Zeit noch gute Zahlen geschrieben habe, sagte Dehner. „Genau dieser Mechansimus bringt sie blöderweise nach oben.“

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